HASTE DEINE TAGE ODER WAS?
und andere Begegnungen mit der Menstruation
Das Tabu
Wir alle begegnen dem Tabu Periode in unserem Alltag. Ganz egal, ob überteuerte Preise für Hygieneprodukte, unangebrachte Kommentare, gesellschaftliche Ausgrenzung oder die Scham über die eigene Periode - die Periode sorgt weltweit für Ungerechtigkeit.
Und wenn mal über die Periode geredet wird, dann fallen häufig Sätze wie “Haste Deine Tage oder was?” oder es geht um Stimmungsschwankungen oder die Entbehrungen von Männern, die in dieser Zeit keinen Sex haben können (bzw. möchten). Diese Sprüche sind nur ein Beispiel für einen tief verankerten Seximus, der natürlich auch vor der Periode nicht halt macht.
Dieses Tabu hat tiefe historische, religiöse und kulturelle Ursprünge. In vielen alten Gesellschaften wurde angenommen, dass menstruierende Frauen eine gefährliche übernatürliche Kraft ausstrahlen.
Die Periode in der Religion.
Christentum, Judentum, der Islam, aber auch Buddhismus und Hinduismus beschrieben die Menstruation als unrein, mit negativen Auswirkungen auf Frauen.
Kleiner Auszug aus der Bibel: “Wenn ein Weib ihres Leibes Blutfluß hat, die soll sieben Tage unrein geachtet werden; wer sie anrührt, der wird unrein sein bis auf den Abend. Und alles, worauf sie liegt, solange sie ihre Zeit hat, und worauf sie sitzt, wird unrein sein. Und wer ihr Lager anrührt, der soll seine Kleider waschen und sich mit Wasser baden und unrein sein bis auf den Abend…” (3 Mose 15:19-30)
Im brahmanischen Hinduismus darf eine Frau während der Menstruation drei Tage keine weltlichen Tätigkeiten verrichten und muss sich sogar von ihrer Familie abgrenzen.
Im Koran wird es Männern ebenfalls empfohlen, sich von ihrer menstruierenden Frau fernzuhalten, während das Judentum Reinigungsrituale wie Mikwe-Bäder vorschreibt.
Aber nicht alles war und ist schlecht - tatsächlich betrachteten einige Kulturen Periodenblut als heilig, als Dünger für die Ernte und sogar als Heilmittel gegen Krankheiten. Im Stamm der Cherokee, einem noch heute in Nordamerika ansässigen indigenen Volk, spielt der Menstruationszyklus eine wichtige Rolle: Cherokee-Frauen ziehen Kraft aus ihrer Periode, da der Menstruationszyklus so eng mit der Schwangerschaft und Geburt verbunden ist. Menstruationsblut gilt als eine Quelle weiblicher Stärke und hatte sogar die Macht (so sagt man), Feinde zu vernichten.
Die Periode in anderen Ländern.
Gehen wir auf eine kleine Weltreise und schauen uns an, wie das Tabu Menstruierende auf der ganzen Welt beeinflusst: In Nepal und Indien haben Frauen nicht das Recht, Lebensmittel oder Feldfrüchte anzufassen, weil sie ihren Familien und Gemeinden Unglück bringen könnten. Mädchen in Bolivien wird erzählt, dass Menstruationsblut bei anderen Menschen schwere Krankheiten wie Krebs auslösen kann. In manchen Gegenden Ghanas ist es Männern verboten, mit menstruierenden Frauen in Kontakt zu treten. Die Frauen dürfen hier weder zur Schule gehen, noch kochen oder im Haushalt tätig sein. Aber auch in anderen Kommunen in Afrika werden Frauen während ihrer Periode vom gemeinschaftlichen Leben ausgeschlossen und teilweise sogar aus dem Dorf verbannen.
Die Mythen rund um Perioden spielen eine wichtige Rolle für die Stellung der Frau in ihrer Gemeinschaft sowie für das Selbstbild von jungen Mädchen und Frauen.
Aber hey, es geht auch anders: In manchen asiatischen Ländern und seit neustem auch in Spanien, gewährt man Menstruierenden Sonderurlaub oder Krankentage. Beispielsweise in Indonesien, Taiwan oder Südkorea können sich Frauen bis zu drei Tage pro Monat freinehmen, um etwaige Menstruationsbeschwerden auszukurieren.
Die erste Blutung.
Jeden Tag haben Mädchen auf der ganzen Welt ihren ersten Menstruationszyklus, meist zwischen 11 und 17 Jahren. Für diejenigen, die in einer unterstützenden Gemeinschaft leben, aufgeklärt wurden und über Hygieneartikeln verfügen, kann die erste Periode aufregend sein. In Sri Lanka zum Beispiel feiern Mädchen ein Fest, wenn sie das erste Mal ihre Periode bekommen.
Für andere Mädchen gleicht ihre erste Periode eher einem Albtraum. Ohne Aufklärung verstehen sie kaum, was in ihrem Körper vorgeht. Der Anblick des Menstruationsblutes kann so Ängste hervorrufen. Bin ich krank? Werde ich an der Blutung sterben?
Periodentabus und Ressourcenknappheit hindern auf der ganzen Welt Mädchen daran, ihre Periode in Würde zu bewältigen.

Was wir tun können.
Wir können die Periode in die Mitte der Gesellschaft holen, indem wir die Weise ändern, in der wir über Menstruation sprechen, wir unsere Erfahrungen austauschen, junge Menschen aufklären und die Periode als ein Geschenk wahrnehmen. Denn der Zyklus ist ein Geschenk und ein Wunder. Lernen wir richtig mit ihm umzugehen und ihn zu verstehen, stattet er uns Menstruierende tatsächlich mit Superkräften aus.
Wie ändern wir die Weise, in der wir über die Menstruation sprechen?
Lasst uns unsere Geschichten erzählen, denn je häufiger wir über unsere Erfahrungen und Probleme sprechen, desto normaler wird der Umgang mit der Periode.
Eure Erfahrungen
-
Ich konnte mit 25 das erste Mal offen mit meiner Mama über die Periode sprechen. Es war ein sehr offenes Gespräch und ich wünschte mir, wir hätten es schon früher geführt.
Isabell, 32
-
Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie unangenehm es für mich noch vor ein paar Jahren war, Periodenprodukte zu kaufen. Aber auch heute merke ich, dass mich ein komisches Gefühl plagt, wenn hinter mir ein Mann steht, wenn ich Tampons auf das Kassenband lege.
Mareike, 21
-
Zu meiner Jugend hat niemand über ihre Menstruation gesprochen. Ich bin sehr froh, dass sich die Zeiten ändern und junge Menschen offener mit dem Thema umgehen.
Franziska, 52
Möchtest auch Du uns Deine Erfahrungen schildern, schreibe uns gerne über das Kontaktformular an oder direkt per Mail an alessandra@heldinnen.red.